Eine wechselvolle Geschichte: Das Alte Kurhaus
Anfang des 18. Jahrhunderts war Aachen eines der bevorzugtesten Modebäder Europas. Um den Gästen Zerstreuung zu bieten – hierzu diente besonders das Glücksspiel – errichtete Richard Reumont zwischen 1782-1786 die „Neue Redoute“ an der Komphausbadstraße. Architekt war Jakob Couven (1735-1812).
„In Aachen wird Tag und Nacht gespielt. Die Redoute ist das Haupttheater, auf welchem man sich im Namen der vier Könige schlägt (…)“, so eine anonyme Schilderung aus dem Jahre 1787.
1842 erwarb die Stadt das Gebäude, das Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens geworden war, und gab ihm den Namen „Kurhaus“. Bis 1854 war hier Sitz der Aachener Spielbank.
1863/64 wurde das Kurhaus nach Plänen des Architekten Wilhelm Wickop (1824-1908) um einen großen Konzertsaal mit maurischen Stilelementen erweitert. Er war wegen seiner guten Akustik berühmt. Hier residierte die Städtische Musikdirektion. Unter anderem hat hier Herbert von Karajan während seiner Zeit als Aachener Musikdirektor dirigiert.
In den Jahren 1900-1903 wurde das Gebäude nach Plänen des Architekten Joseph Laurent erneut erweitert. Der 17-achsige Anbau, der sich stilistisch an den Couven’schen Bau anpasste, erstreckte sich entlang der neu angelegten Couvenstraße und setzte einen baulichen Akzent durch einen Eckturm.
1916 wurde das „Kurhaus“ in das „Alte Kurhaus“ umbenannt, nachdem an der Monheimsallee das „Neue Kurhaus“ errichtet worden war.
1943 brannte das Gebäude nach einem Bombenangriff aus. 1961 wurden die kriegszerstörten Anbauten wegen Veränderung der Bauflucht zur besseren Verkehrslenkung niedergelegt. Das Alte Kurhaus selber wurde 1954 und 1956 notdürftig ausgebessert, 1965-68 wieder aufgebaut.
Für den seitlichen Anbau entschloß man sich zu einer neuen Lösung. 1970 entstand ein Westflügel, dessen im Hauptteil fensterlose Betonflächen mit Aluminiumgußplatten nach Entwürfen von Ernst Wille verkleidet wurden.
1985 wurde das Kurhaus unter Denkmalschutz gestellt. Das Gebäude wurde über die Jahre für Ausstellungen genutzt und beherbergte verschiedene Sammlungen. Zwanzig Jahre war hier die „Neue Galerie – Sammlung Ludwig“ untergebracht, die international beachtete Maßstäbe setzte.
Heute ist unter den Arkaden des Alten Kurhauses Gastronomie angesiedelt. Neben dem Aachener Karnevalsverein ist hier auch die Stadthistorische Sammlung Crous untergebracht. Mit der „Klangbrücke“, einem Zentrum für zeitgenössische Musik erhielt das Haus seit 1998 wieder einen Teil seiner ursprünglichen Aufgaben zurück.
Die Gesellschaft für Zeitgenössische Musik e.V. hat in der Klangbrücke ihren Sitz.
Der berühmte Ballsaal Jakob Couvens aber bietet nach wie vor einen glanzvollen Rahmen für Feste und feierliche Veranstaltungen sowie kulturelle Ereignisse, 1786 wie heute.
Dr. phil. Sabine Simon M.A.