Wort trifft Musik: Corinna Harfouch & Peter Lohmeyer (Lesung), Hideyo Harada (Klavier) „Die Musik will gar nicht rutschen ohne dich“ Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy in Wort und Musik

26.03.2023, 17:00 Uhr

An den Geschlechterverhältnissen gab es nichts zu rütteln. „Die Musik wird für ihn vielleicht Beruf, während sie für dich stets nur Zierde, immer Bildungsmittel, niemals Grundbass deines Seins und Tuns werden kann und soll.“ Niemals. Punkt. Widerrede zwecklos.

So schrieb es Abraham Mendelssohn im Sommer 1820 an seine 14-jährige Tochter Fanny, deren künstlerische Ambitionen als Pianistin und Komponistin durchaus ernsthaft zu nennen waren. „Ihn“, damit bezog sich der Vater auf den vier Jahre jüngeren Sohn Felix. Dem standen alle Türen zu einer glanzvollen Karriere offen, während von der Tochter erwartet wurde, sich „emsig zum einzigen Beruf eines Mädchens, zur Hausfrau“ (so der Vater) zu bilden. Die rege Korrespondenz, die im Hause Mendelssohn gepflegt wurde, gibt tiefe Einblicke. Einblicke nicht nur ins Innenleben einer Familie, das heißt vor allem in die außergewöhnliche, trotz aller Ungleichbehandlung durch die Eltern stets innige Geschwisterbeziehung zwischen Fanny und Felix, sondern auch in die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit. In Konventionen, Erwartungshaltungen und auch in unüberwindbare Barrieren.

 

Corinna Harfouch und Peter Lohmeyer haben sich diesen ebenso berührenden wie aufschlussreichen Schatz vorgenommen: die vor Esprit, Energie, Intelligenz und Humor sprühenden Briefe, welche fast drei Jahrzehnte lang zwischen den Geschwistern Fanny und Felix gewechselt wurden, aber auch die weitere Korrespondenz innerhalb der Familie sowie überlieferte Tagebucheintragungen. Ergänzt durch Äußerungen von Carl Friedrich Zelter, Johann Wolfgang von Goethe, Karl Klingemann, Charles Gounod und anderen, fügen sich die Texte und Äußerungen zum Gesamtbild einer Familie mit außergewöhnlichen Talenten, die sich gleichwohl mit gewöhnlichen Themen der Zeit auseinanderzusetzen hatte. Denn zur Sprache kommen nicht nur die etablierten Rollenbilder, mit denen eine hochtalentierte Fanny hadern musste, sondern auch selbst in Kulturkreisen verbreitete antisemitische Strömungen, von denen die Familie betroffen war.

 

Lebendig wird der Blick in diesen Mikrokosmos aber auch durch die Musik. Denn die ausgewählten Klavierwerke, die von Hideyo Harada interpretiert werden, machen die Talente ebenso wie die Persönlichkeiten der beiden Geschwister plastisch und unmittelbar nachvollziehbar. Da fügt sich etwa direkt und nahtlos ein höchst energisches „Allegro molto agitato“ aus der Feder Fanny Hensels an jene Textpassagen, in denen ein konventionelles, den etablierten Rollenzuweisungen entsprechendes Verhalten einer jungen Frau gefordert wird – ein tönender Kommentar, der fühlbar werden lässt, mit welcher Energie, welchem inneren Widerstand die Komponistin auf die in sie gesetzten Erwartungen und die Bevormundung reagierte. So verbinden sich die ausgewählten Werke (mit Schwerpunkt auf dem Schaffen Fanny Hensels, aber auch mit Werken ihres bekannten Bruders) gemeinsam mit den Texten ebenso anregend wie unterhaltsam zur Innenansicht einer von emotionaler Zerrissenheit geprägten Künstlerin, deren Werk es erst noch zu entdecken gilt.

Corinna Harfouch zählt zu den bekanntesten deutschen Charakterdarstellerinnen in Film, Fernsehen und Theater. Nachhaltig und überzeugend verkörpert sie die Extreme der menschlichen Existenz. Ihre Darstellung gerät immer wieder auch zur Gratwanderung zwischen den Abgründen des Lebens. Für ihre Theaterarbeit wurde ihr unter anderem 1997 der Gertrud-Eysoldt-Ring verliehen. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin ist unter anderem Adolf-Grimme-Preisträgerin, bekam den Bayerischen und den Deutschen Filmpreis sowie die Goldene Kamera als beste deutsche Schauspielerin.

 

Peter Lohmeyer, geboren als Pfarrerssohn, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Nach der Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule in Bochum hat er sich im Doppelpass zwischen Theater und Film über die Jahre in die erste Liga der deutschsprachigen Schauspielkunst geschossen. Trotz mehrerer Filmpreise hat er es geschafft immer den Ball flach zu halten und in der schönen Hafenstadt Hamburg seine Heimat gefunden. Sein Kollege Joachim Król hat mal auf die Frage geantwortet, was er an Peter Lohmeyer am meisten schätze: „seine Leidensfähigkeit“. So lebt er, nach eigener Aussage, glücklich und zufrieden nach der Devise: Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt Fehler zu vermeiden, anstatt sie zu machen! Und widmet sich seit 5 Jahren mit Ausstellungen in Salzburg, Wien und Köln auch der bildenden Kunst.

 

„Ob glühende Emotion oder traumverlorene Poesie, ob sanft oder wild: Hideyo Harada lässt sich von der Musik mitreißen, vom zarten Akkord bis zur Raserei schöpft sie alle Gefühlsregungen klanglich aus“, so die Süddeutsche Zeitung über die japanische Pianistin. Die Künstlerin wurde bei zahlreichen Wettbewerben preisgekrönt und gewann unter anderem den Concours International d’Exécution Musicale in Genf sowie den 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund. Darüber hinaus war sie Preisträgerin beim Internationalen Rachmaninow-Wettbewerb in Moskau. Sie musiziert bei internationalen Festivals und konzertiert mit bedeutenden Orchestern und Kammermusikpartnern. Ihre CDs wurden mit mehreren Preisen bedacht.

Corinna Harfouch©Pascal Bünning

Peter Lohmeyer©Edith Held

Hideyo Harada©Uwe Arens

Kosten

Eintritt

VVK: 45,00 € / 40,00 € (ermäßigt)

Nummerierte Platzkarten, keine freie Platzwahl

Info

Adresse

Ballsaal im Alten Kurhaus
Komphausbadstr.19
52062 Aachen

VVK-Stellen

Veranstalter

Kulturbetrieb der Stadt Aachen